Business Ambition for Climate Action
NachleseRückblick auf die UNGC Veranstaltung „Business Ambition for Climate Action“ im Rahmen der COP26
Während der hochrangigen COP26-Woche in Glasgow versammelte der UN Global Compact am 10. November 2021, im Rahmen der eintägigen virtuellen Veranstaltung „Business Ambition for Climate Action“ führende Expert:innen aus der Wirtschaft sowie Leiter:innen von UN-Organisationen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, um konkrete Maßnahmen für eine Netto-Null-Wirtschaft vorzustellen sowie Strategien zur Erschließung von Klimafinanzierung aufzuzeigen. Die Veranstaltung bot diverse Plenarsitzungen, darunter das neunte jährliche hochrangige Treffen zum Thema „Caring for Climate“, das live von der COP26 übertragen wurde, Breakout-Sitzungen und thematische Vertiefungen sowie exklusive Networking-Möglichkeiten.
„It always seems impossible unitil it is done“ (Nelson Mandela) – Es ist jenes Zitat, das uns gleich zu Beginn der Veranstaltung einen Schimmer Hoffnung mit auf den Weg geben sollte – Mut für die Bewältigung einer Herkulesaufgabe, vor der wir als globale Weltgemeinschaft im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen stehen. Die Dringlichkeit des Handelns reflektieren auch gegenwärtige Studien rund um die Klimakrise. An jenem Tag schwingt der Tenor mit, man möge Worten endlich Taten folgen lassen. Weder fehle eine Vision, noch mangle es an Ambition. „Now it is time to shift gears towards implementation“, brachte Selwin Hart, Special Adviser to the Secretary-General on Climate Action, die Notwendigkeit sofortiger Maßnahmensetzungen hervor: „We are desperately off track from keeping the 1,5°C call from the Paris Agreement within reach.“, bekräftigte er seinen Appell.
„The only way this tranisition can be achieved is by putting justice to its heart“, so H.E. Mary Robinson, Vorsitzende des Ältestenrats und ehemalige Präsidentin Irlands gleich zu Beginn in ihrem Statement. Es zog sich wie ein Leitsatz durch die Veranstaltung.
Immer wieder ist von den Nachhaltigkeitsexpert:innen und Führungskräften zu hören, dass die erforderliche, systemweite Transformation nur gelingen kann, wenn diese auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußt und einen inklusiven Ansatz verfolgt.
CEOs fordern mutige Maßnahmen der Politk
Während des Events wurde auch die neue CEO Studie des UN Global Compact und Accenture mit dem Titel „Climate Leadership in the Eleventh Hour“ vorgestellt. In der bisher größten global durchgeführten Nachhaltigkeitsstudie wurden 1.232 CEOs aus 113 Ländern, über 21 Branchen hinweg über Herausforderungen und Chancen bei der Bewältigung der Klimakrise befragt.
Die kurz vor der COP 26 veröffentlichte Studie zeigt, dass Führungskräfte eine notwendige Maßnahmenumsetzung der Politik fordern. So gaben nur 18% der CEOs an, dass Regierungen und politische Entscheidungsträger:innen ihnen die nötige Klarheit verschafft haben, um ihre Nachhaltigkeits- und Klimaziele zu erreichen. Die befragten Führungskräfte heben fünf wichtige Forderungen an die Verhandlungsführer:innen der COP 26 hervor, die ihnen helfen sollen, mutiger zu handeln und die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Diese sind
1. Angleichung der Nationally Determined Contributions (NDCs) an die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C
2. Verstärkung der globalen Zusammenarbeit bei Mechanismen zur Bepreisung von Kohlenstoff im Einklang mit dem Pariser Abkommen
3. Erfüllung und Übererfüllung der Verpflichtung zur Bereitstellung von 100 Mrd. USD zur Klimafinanzierung für den globalen Süden
4. Festlegung gemeinsamer Standards für den Schutz der biologischen Vielfalt und für naturbasierte Lösungen
5. Stärkeres Engagement der Wirtschaft bei der Gestaltung der Klimapolitik für gemeinsame Klimaschutzmaßnahmen
Im Rahmen der CEO-Studie berichten Führungskräfte auch, dass ihre Unternehmen bereits die schädlichen Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen und bereit sind, mutige Maßnahmen zu ergreifen. Die Auswirkungen seien ein Weckruf, der ihre Umstellung auf nachhaltigere Geschäftsmodelle beschleunigt. 49% Prozent der CEOs nennen Unterbrechungen der Lieferkette aufgrund extremer Wetterbedingungen als Hauptrisiko, aber nur 7 % geben an, dass sie bei der Einrichtung von Frühwarnsystemen zur Vorbereitung auf klimabedingte Ereignisse „fortgeschritten“ sind. Darüber hinaus führen 71 % an, dass sie aktiv an der Entwicklung eines Netto-Null-Emissionsziels für ihr Unternehmen arbeiten, und 57 % glauben, dass sie im Einklang mit dem 1,5°C-Ziel arbeiten. Allerdings haben nur 2 % dieser Unternehmen ein formelles Ziel, das von der Initiative „Science-Based Targets“ validiert wurde.
Die Studie zeigt auch, dass sich die wichtigsten Stakeholder für CEOs in Sachen Klimaschutz verändert haben. Die größte Veränderung, die in den 14 Jahren der Studiendurchführung hier zu beobachten war, betrifft Investor:innen und Kapitalmärkte, die 2019 noch auf Platz 8 der wichtigsten Einflussnehmenden lagen und zwei Jahre später, 2021 auf Platz 3 vorgerückt sind. Dieser Trend spiegelt den zunehmenden Druck von Investor:innen auf Unternehmen wider, Risiken zu erfassen und Chancen zu verstehen, die sich aus dem Übergang zu einer 1,5-Grad-Nettowelt ergeben.
Mehr als 1000 Unternehmen bekennen sich weltweit zu wissenschaftlich fundierten Klimazielen
Im Rahmen der Session „Highlights from two years of Business Ambition for 1.5°C“ wurde auch der Statusbericht des UN Global Compact und der Science Based Targets Initiative über die Errungenschaften der Business Ambition for 1,5°C vorgestellt. Dieser hebt den vergangenen und gegenwärtigen Impact der Initiative hervor, während er gleichzeitig skizziert, was noch vor uns liegt: die Umsetzung glaubwürdiger Verpflichtungen in greifbare Maßnahmen und die Berichterstattung über Fortschritte. 1.045 Unternehmen, die eine Marktkapitalisierung von mehr als 23 Billionen US-Dollar repräsentieren (mehr als das BIP der Vereinigten Staaten), sind dem dringenden Aufruf gefolgt, die Dekarbonisierung in dem Tempo und in dem Umfang voranzutreiben, die erforderlich sind, um die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Die Unternehmen sind in 53 Sektoren in 60 Ländern tätig und haben mehr als 32 Millionen Beschäftigte.
Die Business Ambition 1,5°C wurde 2019 vom UN Global Compact in Partnerschaft mit der Science Based Targets Initiatve (SBTi) und der We Mean Business Coalition, nach der Veröffentlichung des IPCC Special Report on Global Warming of 1.5°C 2018, initiiert. Die Business Ambition for 1.5°C“ ist in nur zwei Jahren, von einer Bewegung mit 28 Unternehmen, auf mehr als 1000 Unterzeichner:innen weltweit gewachsen. Führende Unternehmen beweisen bereits jetzt, dass 1,5°C-konforme Geschäftsmodelle möglich sind.
Innerhalb des Unternehmenssektors sind 1,5°C-Ziele gegenwärtig die häufigste Wahl, die 75 Prozent aller Einreichungen an die SBTi im Jahr 2021 ausmachen. Angesichts der Dringlichkeit, die Emissionen in den nächsten acht Jahren zu halbieren, wird das SBTi ab Juni 2022 nur noch 1,5°C-Ziele für Unternehmen akzeptieren. Die SBTi hat kürzlich auch den Net-Zero Standard eingeführt – den weltweit ersten Verifizierungsrahmen für Netto-Null-Ziele.
„You are never to young too lead and we are never too old to learn“, so wurde auch Kofi Annan, der Gründungsvater des UN Global Compact und ehemaliger UN- Generalsekretär im Rahmen der Veranstaltung von Mary Robinson zitiert. Es soll uns an eine Vision erinnern, die nochmals die Notwendigkeit einer inklusiven Diskursführung zur Bewältigung der Klimakrise in den Vordergrund rückt.
Quellen
UNGC (31.10.2021): CEOs unequivocally call for bold government action and consistent climate policy at COP26, according to latest sustainability research from the UN Global Compact and Accenture. Media Advisory.
UNGC (09.11.2021): More than 1,000 companies commit to science-based emissions reductions in line with 1.5°C climate ambition. Media advisory.
UNGC/SBTI (2021): Status Report: Business Ambition for 1.5°C. Responding to the Climate Crisis.
UNGC/Accenture (November 2021): Climate Leadership in the Eleventh Hour.