Nachbericht: EU Peer Learning Group Business & Human Rights
in BerlinAm 19. Und 20. September 2024 kamen über 50 europäische Unternehmen zur 9. Europäischen Peer Learning Group Business & Human Rights in Berlin zusammen. Die Veranstaltung wurde vom UN Global Compact Netzwerk Deutschland mit Unterstützung der lokalen Netzwerke aus Österreich, Dänemark, Finnland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Spanien, der Türkei, Schweden, dem Vereinigten Königreich und der Schweiz & Liechtenstein organisiert.
Unter dem Motto: „Towards a Just Transition: Elevating Human Rights in Climate Action“ tauschten sich die
Unternehmensvertreter:innen und internationalen Expert:innen darüber aus, wie Menschenrechte und Klimaschutz Hand in Hand gehen können.
Von österreichischer Seite waren AMAG Austria Metall AG, Palfinger AG und Nestlé Österreich GmbH vertreten.
Was ist Just Transition?
Für das Erreichen der Klima- und Energieziele ist es wichtig, dass Unternehmen ihre Wirtschaftsweise ressourcenschonend und emissionsarm gestalten. Die damit einhergehenden Veränderungsprozesse bieten viele Chancen für Arbeitnehmer:innen, haben aber auch große Auswirkungen auf Menschen- und Arbeitsrechte. Eine klimafreundliche Wirtschaftsweise, die für alle Beteiligten integrativ und fair ist, menschenwürdige Arbeitsbedingungen schafft und niemanden zurücklässt, ist das Ziel des Just Transition Ansatzes.
Expert:innen gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren die Hälfte der weltweiten erwerbstätigen Bevölkerung, also etwa 1,5 Milliarden Menschen, auf Just Transition Maßnahmen angewiesen sein wird, bei dessen Umsetzung Unternehmen eine entscheidende Rolle zukommt.
Tag 1: Die Bedeutung von Menschenrechten im Klimaschutz
Die Veranstaltung wurde von Marcel Engel, Executive Director des UN Global Compact Netzwerk Deutschland, eröffnet. Er machte auf die derzeitige politische Polarisierung in Europa und der Welt aufmerksam, die sich vor allem auf die Themen Migration, Klimawandel und soziale Gerechtigkeit fokussiert. Just Transition biete die Möglichkeit, die notwendigen Veränderungen für eine nachhaltige und faire Zukunft ganzheitlich zu betrachten und soziale Spannungen zu mindern.
Unternehmen würden in diesem Prozess eine große Rolle zukommen, indem sie beispielsweise hohe Gesundheits- und Sicherheitsstandards aufrechterhalten, Umschulungsmaßnahmen anbieten oder Lösungen zur Minderung von Klimaauswirkungen bereitstellen. Unternehmen würden dadurch auch von neuen Geschäftsmöglichkeiten profitieren, das Vertrauen ihrer Verbraucher:innen und Investor:innen stärken und Risiken entlang der Lieferketten minimieren.
Anschließend machte Prof. Damilola S. Olawuyi, Mitglied der UN Working Group on Business and Human Rights, auf die immensen negativen Auswirkungen aufmerksam, die die Transition hin zu Net-Zero auf Menschenrechte weltweit haben könne. Er rief daher dazu auf, das Thema mit einem facettenreichen Konzept anzugehen und appellierte an Unternehmen, Klimaschutz und Menschenrechte gemeinsam zu denken.
In einer Paneldiskussion diskutierten Marina Amiga Romero (Head of Stakeholder Engagement, Human Rights and Repotation, Iberdrola S.A.), Mia McCarthy (Head of Sustainability, SSE plc) und Xavier Guillauma (Confederal Secretary, Confédération francaise démocratique du travail), wie eine Just Transition in der Unternehmenspraxis umgesetzt werden kann und gaben als Vertreter:innen jeweils Einblicke in die Arbeit ihrer Stakeholdergruppen.
Tag 2: Just Transition in der unternehmerischen Praxis
Am zweiten Tag haben die Teilnehmer:innen in interaktiven Workshops verschiedene Aspekte des Just Transition Ansatzes vertieft und sich über ihre Erfahrungen und Praxisbeispiele ausgetauscht. Unterstützt wurden sie dabei u.a. von Expert:innen der ILO (International Labour Organization), Randstad, UNICEF, ENTEAG AG, Freshfields Bruckhaus Deringer und EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group).
Die Workshops thematisierten Just Transition Prozesse entlang der Lieferketten, die Bedeutung von Multi-Stakeholder-Dialogen, die Stärkung zukunftssicherer Arbeitsplätze sowie Vorbereitungen auf Reportinganforderungen entlang der Schnittstelle von Klimaschutz und Menschenrechten.
Key Learnings:
- Für die Förderung von Just Transition in der Lieferkette sollten Unternehmen Umwelt- und Menschenrechtsbelange verstärkt in Schulungen für Lieferant:innen, Verträgen, Zertifizierungen, Resilienzplänen und der Zusammenarbeit mit NGOs verankern.
- Um eine erfolgreiche Just Transition Strategie zu etablieren ist es elementar, eine vertrauensvolle Beziehung zu Stakeholdern aufzubauen, die auf einem qualitativ hochwertigen sozialen Dialog, Transparenz und Loyalität beruht.
- Es kann sinnvoll sein, die Stakeholder auf verschiedenen Ebenen (lokal, global, projektbezogen) und in Form von menschenrechtlichen Risikobewertungen zu ermitteln. Die Zusammenarbeit mit NGOs unterstützt dabei, besondere Vulnerabilitäten zu identifizieren.
- Die grüne Transformation bietet großes Beschäftigungspotenzial insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien, Umweltgütern, Bauwesen und Landwirtschaft. Der größte Effekt liegt hier bei Berufen mit mittlerem Qualifikationslevel.
- Technische Qualifikationen werden auf dem Arbeitsmarkt elementarer, aber auch soft skills wie (interkulturelle) Kommunikation. Um den Fachkräftebedarf zu decken, sollten Privatwirtschaft und der öffentliche Sektor verstärkt zusammenarbeiten, um beispielsweise Frauen für MINT-Themen frühzeitig zu begeistern und geflüchtete Personen in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
- Berichterstattungspflichten können ein wirksames Instrument sein, um einen Just Transition Prozess voranzutreiben, da sie einen Rahmen schaffen, der zum Handeln und zur Rechenschaftspflicht anregt und dazu beiträgt, Prioritäten zu setzen.
Weiterführende Tools zum Thema Just Transition:
Forward Faster Kampagne
Just Transition ist ein Bestandteil der Forward Faster Kampagne des UN Global Compact. Bekennen Sie sich zu den Zielen der Initiative, nutzen Sie die Action Guides und kommunizieren Sie Ihre Fortschritte, um die Erreichung der SDGs zu beschleunigen.
Das Ziel des Themenbereichs Forward Faster ist:
Das Unternehmen trägt zu einer Just Transition bei, indem es gemeinsam mit Stakeholdern:innen und relevanten Akteuren konkrete Maßnahmen ergreift, um die sozialen Auswirkungen von Mitigations- und Anpassungsmaßnahmen positiv zu gestalten.
Publikationen:
Acceleration action for a just transition
Academy Kurs:
Das vielfältige Kursangebot der Academy steht allen Mitarbeiter:innen teilnehmender Unternehmen des UN Global Compact zur Verfügung.
Erfahren Sie in dem Kurs Introduction to Just Transition mehr zum Thema.
Bei Fragen wenden Sie sich gerne an Lynn Neubert