CEOs sehen Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Aufbau von Widerstandsfähigkeit in Anbetracht zunehmender Herausforderungen

Die zwölfte CEO-Studie vom UN Global Compact und Accenture stützt sich auf die Erkenntnisse von mehr als 2.600 befragten CEOs aus 128 Ländern und 18 Branchen. Damit ist diese Studie die umfassendste seit Beginn des CEO-Studienprogramms im Jahr 2007. In der Studie warnen Führungskräfte vor den Auswirkungen konvergierender Rückschläge für Wirtschaft und Gesellschaft, vor schwächelndem Multilateralismus und sozioökonomischer Instabilität bis hin zu Unterbrechungen der Lieferketten und den unmittelbaren Auswirkungen des Klimawandels.

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Führungskräfte fordern Roadmap um SDGs bis 2030 erreichen zu können

Die Volatilität der letzten drei Jahre, gekennzeichnet durch die globale Pandemie, die Auswirkungen des Klimawandels und das Aufkeimen geopolitischer Konflikte, hat die Weltgemeinschaft auf dem Kurs zur Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) zurückgeworfen. In Annäherung der Halbzeitmarke, zeigen Führungskräfte weltweit dennoch weiterhin Zuversicht für die Umsetzung der SDGs bis 2030. In der Unsicherheit der Zeit würden ihnen gerade globale Rahmenwerke wie die SDGs Orientierung bieten und ihnen dabei helfen den Kurs zu bestimmen. Dennoch betonen CEOs, dass weitere Maßnahmen zur Umsetzung notwendig sind und es dafür Unterstützung benötige. Es brauche einen Fahrplan zur Rettung der SDGs. Führungskräfte wollen insbesondere in der Lage sein, die Auswirkungen ihres Handelns auf die Fortschritte bei der Verwirklichung der SDGs zu messen.

A world without extreme poverty, want or hunger is not an impossible dream. It is within reach. That is the world envisaged by the 2030 Agenda and the Sustainable Development Goals. But it is not the world we seem to have chosen. Because of our decisions, sustainable development everywhere is at risk. The SDGs are issuing an SOS.

António Guterres

United Nations Secretary-General

Nachhaltigkeit wird zum Schlüsselfaktor beim Aufbau von Resilienz

Die CEO-Studie reflektiert ein klares Bild: Führungskräfte weltweit sind mit einer zunehmenden Anzahl an Herausforderungen gleichzeitig konfrontiert.  So geben 93 % an, aktuell zehn oder mehr Herausforderungen gleichzeitig bewältigen zu müssen. Unter den meist genannten Herausforderungen befinden sich (in der Reihung ihrer Nennung): Inflation und Preisschwankungen, Talentknappheit, Gefährdung der öffentlichen Gesundheit und Klimawandel.  

Inmitten der globalen Volatilität ist Nachhaltigkeit an die Spitze der CEO-Agenda gerückt. Unter der 2013er Ausgabe der UN Global Compact- und Accenture CEO-Studie gaben 83 % der CEOs an, dass sie sich für die Nachhaltigkeitsleistung ihres Unternehmens verantwortlich fühlen. Heute glauben 98 % der CEOs dass es ihre Aufgabe ist, ihr Unternehmen nachhaltiger zu machen. Es zeigt sich also, dass der Wert nachhaltiger Geschäftsmodelle als Faktor für die Stärkung langfristiger Resilienz steigt. In Reaktion auf die Zunahme der globalen Herausforderungen, setzen Führungskräfte so zunehmend auf die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Handlungsfeld ihrer Strategie, Unternehmensführung, Belegschaft, Lieferkette, Technologien und ihres operativen Betriebs.

Strategisch setzen CEOs insbesondere auf die Einführung neuer Produkt- und/oder Dienstleistungsangebote für Nachhaltigkeit (63 %) sowie die Stärkung ihrer Fähigkeiten zur Szenarienplanung und -analyse (62 %), während die Einbindung in langfristige, strategische Partnerschaften (66 %) und die Neubewertung des Kernziels des Unternehmens (41 %) im Bereich der Unternehmensführung die größte Relevanz tragen. Angesichts der wachsenden Herausforderung der Talentknappheit, setzen Unternehmen zunehmend auf den Aufbau einer werteorientierten Unternehmenskultur, die es ermöglichen soll, Personal zu rekrutieren und im Betrieb zu halten. Hier wird auch das Ressourcenangebot für körperliches und/oder geistiges Wohlbefinden für die Belegschaft erweitert (56 %), sowie auf die Erhöhung der Vielfalt in der Belegschaft (55 %) gesetzt. Um den Anforderungen an den zukünftigen Arbeitsmarkt standhalten zu können, fokussiert sich die Mehrheit der CEOs (74 %) auf die Umschulung und Weiterbildung des Personals.  Im Handlungsbereich der Technologie setzen Führungskräfte überwiegend auf die Digitalisierung von Geschäftsprozessen (72 %), während im operativen Umfeld verstärkt in erneuerbare Energiequellen investiert wird (49 %) und auf kreislauffähige Geschäftsmodelle umgestellt wird (49 %).

CEOs erkennen zunehmend Notwendigkeit Lieferketten resilienter zu machen 

Das Thema Lieferkette steht bei Geschäftsführenden wie auch in der Befragung letztes Jahr ganz oben auf der Agenda, da Unternehmen weiterhin die gravierenden Auswirkungen ihrer Disruptionen zu spüren bekommen. Der Klimawandel, die Pandemie und die geopolitische Instabilität vereinen sich in der Fragmentierung von Lieferketten und legen damit ihre Fragilität mit branchenübergreifender Wirkung offen. Dahingehend suchen CEOs nach einer Neukonzipierung ihrer Lieferketten und prüfen Wege, wie Resilienz aufgebaut werden kann. Hier zeigt sich, dass Nachhaltigkeit zum Schlüsselfaktor der steigenden Widerstandsfähigkeit wird. Die Konzentration auf ein verantwortungsvolles Lieferkettenmanagement ist ein entscheidender Schritt, um andere Nachhaltigkeitsprioritäten zu adressieren, wie die Senkung von Treibhausgasemissionen (50 %) oder der Umstieg auf kreislauffähige Geschäftsmodelle (49 %). Die befragten Führungskräfte sind sich auch zunehmend der sozialen Wirkung ihres Lieferkettenmanagements bewusst, was sich unter anderem in der verstärkten Adressierung des Themas Menschenrechte zeigt (54 %). Des Weiteren sehen sie in der verstärkten Zusammenarbeit mit ihren Lieferant:innen (zum Großteil KMU) Relevanz  und versuchen mit Blick auf eigene Zielsetzungen diese zu nachhaltigem Verhalten zu bewegen. All dem geht die Relevanz eines transparenten Lieferkettenmanagements voraus, das so für die befragten CEOs zum Herzstück der Neubewertung ihrer Lieferketten wird.

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Druck von internen und externen Stakeholder:innen steigt

Interne sowie externe Stakeholder:innen üben zunehmend Druck auf die Etablierung einer Nachhaltigkeitsagenda im Unternehmen aus. So zählen Kund:innen mit einem Wert von 68 % nach wie vor zu den einflussreichsten Stakeholder:innen. Den größten Sprung machen hier jedoch Regierungen, deren Einflussnahme seit 2021 von 31 % auf 52 % stieg. Dies liegt einer steigenden Anzahl an Richtlinien im Bereich der erneuerbaren Energien, der Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie für Infrastrukturprojekte zugrunde. Der Einfluss von Investor:innen bleibt mit 34 % nach wie vor groß, da diese Nachhaltigkeit zunehmend in Investitionsentscheidungen miteinbeziehen.

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CEOs fordern Regierungen zur Unterstützung beim Erreichen ihrer Nachhaltigkeitsziele auf

Die Stimme der CEOs ist klar – Regierungen müssen ein transparentes, gerechtes und handlungsfähiges Spielfeld schaffen, in dem Unternehmen die Zügel in die Hand nehmen und innovativ sein können. Gerade der kurzfristige Fokus von Regierungen würde ihre Fähigkeit begrenzen Widerstandsfähigkeit innerhalb des Unternehmens aufzubauen, um langfristige Lösungen für globale Herausforderungen zu finden. Die untenstehende Grafik zeigt, wo Führungskräfte den Bedarf an Unterstützungsmaßnahmen sehen:

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Abschließend kann festgehalten werden, dass Führungskräfte Fortschritte hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsziele nicht trotz, sondern gerade wegen globaler Herausforderungen wie der Geopolitik und des Klimawandels beschleunigen. Sie erkennen zunehmend, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit, Stärke und Effizienz steigern können und gleichzeitig ihrem Unternehmen potenziell neue Wachstumsmöglichkeiten bieten, Innovationen anregen und erstklassige Talente anziehen können.

 

Quelle: UNGC/Accenture (2022): 12th UN Global Compact-Accenture CEO study.