Nachbericht: Gerechter Übergang zum klimaneutralen Wirtschaften

Chancen für Unternehmen und Fachkräfte in Österreich

Am 09. April 2024 brachte die Veranstaltung „Gerechter Übergang zum klimaneutralen Wirtschaften- Chancen für Unternehmen und Fachkräfte in Österreich“ Interessierte aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft im Wiener Ringturm der Vienna Insurance Group zusammen, um über die Chancen von Just Transition zu sprechen.

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Wie können Unternehmen ihrem Bedarf an Fachkräften nachkommen und gleichzeitig Maßnahmen setzen, um dies mit einer klimafreundlichen Wirtschaftsweise in Einklang zu bringen? Welche Rolle kann die Arbeitsmarktpolitik spielen, um soziale und ökologische Transformationsprozesse voranzutreiben?
Diesen und anderen Fragen näherten sich die Expert:innen Gernot Hochfellner (Geschäftsführer, AfB), Julia Bock-Schappelwein (Senior Economist, WIFO) und Wolfgang Haas (Internal & External Communications, VIG).

Stefanie Weniger (Executive Director) begrüßte die Teilnehmenden und betonte die Wichtigkeit der Kombination ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit für den UN Global Compact als Initiative mit holistischer Perspektive und Multi-Stakeholder:innen Ansatz.

Lynn Neubert (Managerin Human Rights, Labour & Gender Equality) und Daniel Fitz (Manager Environment & Climate) gaben einen Einblick in die Aktivitäten des UN Global Compact und betonten, dass aktuell nur 15 Prozent der Sustainable Development Goals auf Kurs sind.  Mit der Forward Faster Kampagne ruft der UN Global Compact deshalb zur Setzung ambitionierter Klimaziele auf. Mit den damit verbundenen Veränderungsprozessen gehen auch Auswirkungen auf die Beschäftigungsverhältnisse in Unternehmen einher: „Eine klimafreundliche Wirtschaftsweise, die für alle Beteiligten so integrativ und fair wie möglich ist, menschenwürdige Arbeitsbedingungen schafft und niemanden zurücklässt, ist das Ziel des Just Transition Ansatzes.”

Wie dies in der Praxis aussehen kann, erläuterte Gernot Hochfellner (Geschäftsführer, AfB) und stellte die 13-jährige Partnerschaft mit der Vienna Insurance Group vor. Die 439 Abholungen von rund 24.000 IT-Geräten führten nicht nur zu 97 Prozent aufbereiteter Laptops für die VIG-Mitarbeitenden, sondern ermöglichten auch zwei AfB-Mitarbeitenden mit Behinderung eine Anstellung. Soziale Inklusion spielt für Hochfellner eine große Rolle auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft – unabhängig von mentaler, physischer oder sozialer Beeinträchtigung erhalten alle Mitarbeitenden bei AfB für die gleiche Position auch das gleiche Gehalt. 
Durch eine Reuse-Quote von 79 Prozent konnten 56 Millionen Liter Wasser eingespart und rund 72.200 It- und Mobilgeräte aufbereitet werden. So wird auch das ESG-Rating der Partnerunternehmen verbessert und Mitarbeitende zunehmend sensibilisiert.
2023 gewann AfB neben dem Lions Nachhaltigkeitspreis auch den österreichischen Inklusionspreis: „Es zeigt, dass was wir tun gesehen und auch angenommen wird und ich bin mir sicher, dass uns das auch in Zukunft mit den richtigen Partner:innen gelingen wird”, so Hochfellner.

Julia Bock-Schappelwein (Senior Economist, WIFO) übernahm das Mikro und stellte die Studie „Ökojobs gegen Arbeitslosigkeit” des AMS und WIFOs vor. Sie betonte die umfassenden Einsatzmöglichkeiten grüner Tätigkeiten in verschiedenen Berufsbereichen und sprach von einem deutlichen Anstieg in der Nachfrage, sowohl in bestehenden Berufen, in denen sich die Arbeitsanforderungen ändern, als auch in neu geschaffenen Berufszweigen.
In Österreich lag der Anteil von Arbeitnehmer:innen mit grünen Tätigkeiten 2023 bei 20,8 Prozent und damit über dem OECD-Wert von 17,7 Prozent. Dies lässt sich auch am Stellenangebot des AMS erkennen. 2022 waren 14.116 und damit 11,3 Prozent der sofort verfügbaren offenen Stellen als klimarelevante Berufe gekennzeichnet.
Das Fehlen einheitlicher Definitionen grüner Berufe wirft aktuell jedoch noch Unklarheiten und Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die Beschäftigung von Menschen mit geringen formalen Qualifikationen.
Für die Arbeitsmarktpolitik gilt deshalb, an verschiedenen Seiten anzusetzen und neben der Vermittlung und Förderung von Beschäftigten, für ihre optimale Qualifizierung zu sorgen, Kontakt zu Arbeitgeber:innen aufzubauen und Maßnahmen wie Öffentlichkeitsarbeit oder Kooperationen mit politischen Stakeholdern:innen auszubauen, um das Potenzial grüner Tätigkeiten bestmöglich zu nutzen.

Für die abschließende Podiumsdiskussion teilten sich Julia Bock-Schappelwein und Gernot Hochfellner die Bühne mit Wolfgang Haas (Internal & Extern Communications, VIG). Er stellte fest, dass das Thema nicht nur von Seiten der Unternehmen immer wichtiger wird: „Im Bewerber:innenprozess wird das Augenmerk zunehmend daraufgelegt, welchen Stellenwert Gleichberechtigung, Homeoffice oder auch Nachhaltigkeit im Unternehmen haben und die Frage gestellt, wie dies zu den eigenen Werten passt.
Julia Bock-Schappelwein stimmte zu. Die Arbeitskräftesuche ist heute kein Selbstläufer mehr. Es braucht betriebliche Weiterbildungen und einen globalen Blick auf das Thema, um sich bewusst zu sein, welche verschiedenen Faktoren auf den Arbeitsmarkt einwirken: „Das Thema wird weiter aktuell bleiben und die Wertschätzung gegenüber dem Produkt, den Mitarbeitenden und schließlich der Umwelt zunehmend wichtiger.
Auch Hochfellner blickte positiv in die Zukunft und verriet, AfB wolle zukünftig häufiger beratend auftreten: „Für uns gilt: die einzige Konstante ist die Veränderung.

Vielen Dank an die Vienna Insurance Group und Dr. Karl Mühleder (Head of Opportunity, VIG) für die Gastfreundschaft und an Gernot Hochfellner (Geschäftsführer, AfB), Wolfgang Haas (Internal & External Communications, VIG) und Julia Bock-Schappelwein (Senior Economist, WIFO) für die spannenden Insights.

Key Learnings:

  • Die Kombination ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit ist entscheidend für den Weg Richtung nachhaltiger Wirtschaft
  • Die Arbeitsmarktpolitik spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung sozialer und ökologischer Transformationsprozesse
  • Die Nachfrage nach grünen Berufen und Tätigkeiten steigt deutlich an, was sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt
  • Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind entscheidende Eigenschaften für Unternehmen und Beschäftigte, um den Herausforderungen der Just Transition erfolgreich zu begegnen.

Weiterführend Tools zum Thema Just Transition:

Forward Faster Kampagne
Just Transition ist ein Bestandteil der Forward Faster Kampagne des UN Global Compact. Bekennen Sie sich zu den Zielen der Initiative, nutzen Sie die Action Guides und kommunizieren Sie Ihre Fortschritte, um die Erreichung der SDGs zu beschleunigen.  
Das Ziel des Themenbereichs Forward Faster ist:
Das Unternehmen trägt zu einer Just Transition bei, indem es gemeinsam mit Stakeholdern:innen und relevanten Akteuren konkrete Maßnahmen ergreift, um die sozialen Auswirkungen von Mitigations- und Anpassungsmaßnahmen positiv zu gestalten. 

Publikationen:
Acceleration action for a just transition

Academy Kurs:
Das vielfältige Kursangebot der Academy steht allen Mitarbeiter:innen teilnehmender Unternehmen des UN Global Compact zur Verfügung.

Folgender Kurs beschäftigt sich mit dem Thema Just Transition:
Introduction to Just Transition

Studie: “Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen im Hinblick auf die Ökologisierung der Wirtschaft: Ökojobs gegen Arbeitslosigkeit?”

    Slides für Teilnehmerorganisationen im

    Bei Fragen wenden Sie sich gerne an Hannah Lohrmann.

    Hannah Lohrmann

    Manager Communication & Marketing