Nachbericht der General Assembly 2024
„Forward Faster to a sustainable future"Am Montag, den 07. Oktober 2024 fand im Reitersaal der OeKB AG die General Assembly des UN Global Compact Network Austria unter dem Titel „Forward Faster to a sustainable future – EU Regulatorik und SDGs im Einklang“ statt. Rund 50 Teilnehmende des Netzwerkes folgten der Einladung.
Stefanie Weniger, Executive Director des UN Global Compact Network Austria, begrüßte die Teilnehmenden und gab ein Status quo Update zur Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs). Mit verbleibenden sechs Jahren bis 2030, sind aktuell nur 17 Prozent der Ziele auf globalem Kurs. Grund zu Hoffnung geben jedoch Zahlen des SDG Stock Take 2023 die besagen, dass 96 Prozent der Führungskräfte der Privatwirtschaft überzeugt sind, dass sie eine entscheidende Rolle bei der Verwirklichung der SDGs spielt.
Nastassja Cernko, Chair of Board of Advisors des UN Global Compact Network Austria und Head of Group ESG Office bei der OeKB AG hieß die Anwesenden willkommen und unterstrich die positive Entwicklung des Netzwerkes in einem komplexen und aufgrund regulatorischer Veränderungen, dynamischen Umfeld. Unter ihrer Moderation folgte ein Panel mit Karin Reiter, Sustainability Supply Chain Expert bei Greiner; Monika Brom, Expert for Enviromental Management Systems and Sustainability Reporting im Umweltbundesamt – Environment Agency Austria & EFRAG Sustainability Reporting Board Member und Jan Grumiller, Studiengangsleiter Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement der IMC Krems University of Applied Sciences.
Im Zuge einer lebhaften Diskussion, gingen die Panelist:innen auf die Charakterisierung nachhaltiger Unternehmen im Jahr 2030 ein. Monika Brom betonte, dass Unternehmen, die sich frühzeitig mit dem Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung auseinandergesetzt haben, zwar einen inhaltlichen, aber keinen regulatorischen Vorteil erwarten können: „Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wäre eine Anerkennung der bisherigen Berichterstattung z.B. im Rahmen von EMAS wichtig. Viele Unternehmen haben bereits vor ihrer Berichtspflicht gute Nachhaltigkeitsberichte erstellt und diese Tradition kann unter Umständen aufgrund fehlender Ressourcen nicht mehr weitergeführt werden. Für die großen Unternehmen ist eine Referenzierung auf andere Berichte als den Lagebericht derzeit nur sehr eingeschränkt möglich.“
Nastassja Cernko fragte Jan Grumiller, wie er eine Auseinandersetzung mit freiwilligen Systemen, wie den SDGs, aus wissenschaftlicher Perspektive bewertet: „Die SDGs sind in der Thematik und globalen Ausrichtung natürlich relevant, doch sie wurden für Staaten entwickelt und sind sehr breit aufgestellt. Zudem bieten sie weder Staaten noch Unternehmen konkrete Lösungsansätze zur Zielerreichung.“
Karin Reiter betonte, dass die SDGs hilfreich sind, wenn es darum geht einen großen Rahmen zu haben. Es bleibt aber nicht aus, kleinere Ziele zu erarbeiten, die einerseits messbar und andererseits an einen bestimmten Zeithorizont gekoppelt sind
Funktioniert die ökologische Transformation ohne eine soziale?
„Die Schwierigkeit breite gesellschaftliche Unterstützung für die Ziele der ökologischen Transformation zu bekommen ist auch deshalb so groß, weil sie gesellschaftliche Ressourcen bindet und zumindest teil- und zeitweise auch inflationäre Wirkung entfaltet – dadurch sinken die Realeinkommen der Haushalte. Sie intensiviert also Verteilungskonflikte im Kontext von seit den 1980er Jahren stark gestiegenen Einkommens- und Vermögensungleichheiten“, so Jan Grumiller.
Vor diesem Hintergrund stellt sich also die Frage, inwieweit eine ökologische Transformation ohne eine soziale Transformation überhaupt möglich ist.
Einigkeit herrschte am Podium über die Relevanz des internen Kompetenzaufbaus, sowohl für die Aufgabe der Compliance, als auch zur Schaffung eines notwendigen Impacts im Unternehmen. Monika Brom betonte, dass die fehlenden Kompetenzen und Ressourcen im Personal aktuell der kritische Punkt im Flaschenhals der Transformation seien. Auch bestünde aktuell aufgrund der Regulatorik die Gefahr einer kompletten Ressourcenverlagerung hin zur Compliance.
Karin Reiter ergänzte „Die Transformation muss von ganz oben getragen werden. Es braucht abteilungsübergreifenden Kompetenzaufbau, inklusive dem Topmanagement. Wir haben große Kund:innen, die dies auch einfordern und abfragen. Nachhaltigkeit muss bereits bei Research & Development mitgedacht und verankert sein und nicht erst in der Nachhaltigkeitsabteilung.“
Jan Grumiller betonte, das letzte Jahrhundert sei von Krisen jeglicher Art geprägt gewesen. Die Zukunft sei nach Keynes immer fundamental unsicher und das Wirtschaften ebenfalls. Die wichtigste Überlebensstrategie für Unternehmen sei deshalb neben dem Aufbau von Kompetenzen, innovativ und anpassungsfähig zu sein: „Im Kontext der vielen Krisen werden auch Maßnahmen diskutiert, von denen man dachte, sie sind veraltet. Ein Beispiel ist hier das Reshoring, bei dem Unternehmen ihre zuvor ins Ausland verlagerten Produktions- und Fertigungsprozesse wieder ins Herkunftsland verlagern.“
Trotz aller Herausforderungen, die aktuell auf Unternehmen in der Regulatorik zukommen, betonte Jan Grumiller die Notwendigkeit der geforderten Transparenz zur Erhöhung der Nachhaltigkeit und zur Vermeidung von Trittbrettfahrer:innen.
Was braucht es, um Forward Faster umzusetzen?
Laut Monika Brom braucht es vor allem Durchhaltevermögen: „Wir dürfen nicht aufhören, mit freiwilligen Instrumenten, wie Forward Faster zu arbeiten. Nur hier gibt es einen Verbesserungsansatz – regulatorische Systeme wie die CSRD (Corporate Social Reporting Directive) fokussieren sich auf die Offenlegung.“ Karin Reiter stimmte zu und ergänzte, dass ein gewisser Idealismus zum Berufsalltag von Nachhaltigkeitsmanager:innen gehöre, da man sich auch mit kritischen Stimmen auseinandersetzen muss, die einem Wandel negativ gegenüberstehen.
Nastassja Cernko griff dies auf uns unterstrich die daraus entstehende Chance: „Widerstand kann ein gutes Zeichen sein, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet. Wenn dieser ausbleibt, ist man vielleicht nicht ambitioniert genug“
Zuletzt betonten alle drei Panelist:innen die wichtige Rolle des UN Global Compact, um das globale und nationale Netzwerken der Teilnehmenden zu ermöglichen, nachhaltige Lobbyarbeit zu gewährleisten und den Kompetenzausbau zu unterstützen.
Aktuelles aus dem UN Global Compact Network Austria
Nach einer kurzen Kaffeepause, stellte das Team des UN Global Compact Network Austria die aktuellen Veränderungen des Netzwerkes vor: Nach einem Strukturwandel zu Beginn des Jahres, begrüßte das Netzwerk das Board of Advisors 2024- 2026, zog in ein neues Büro, vergrößerte das Team und führte nationale Gebühren für all jene Teilnehmenden ein, die bis jetzt noch keine zu entrichten hatten
Darüber hinaus erhielten die Anwesenden einen Überblick zu globalen, regionalen und nationalen Themen und Formaten des Jahres 2024 und der Vision 2025. Ausgehend von den, durch den vom UN Global Compact formulierten Fokusthemen und den Ergebnissen einer Umfrage unter den Teilnehmenden, wurde in Kleingruppen an einer gemeinsamen Vision gearbeitet. An vier Thementischen in den Bereichen „Enviroment“, „Social“, „Governance“ und „KMU“ konnten die Teilnehmenden Wünsche und Ideen für das kommende Jahr einbringen aktuelle Herausforderungen teilen.
Wir bitten Sie zuletzt, an unserer kurzen Umfrage zur Außenkommunikation teilzunehmen, damit wir unsere Arbeit für Sie stetig verbessern können.
Hier finden Sie die Präsentationsfolien der General Assembly 2024: