Nachbericht: Generationen verbinden - Altersdiversität als Chance für Unternehmen
Fotos: (c) Manuel Gruber (c) Hannah Lohrmann
Altersdiversität bezeichnet die bewusste Anerkennung, Wertschätzung und Integration von Menschen unterschiedlicher Generationen innerhalb eines Unternehmens.
Lynn Neubert, Managerin Human Rights, Labour & Gender Equality beim UN Global Compact Network Austria, erläuterte, dass mit den Babyboomern, der Generation X, den Millennials, der Gen Z und der Generation Alpha so viele unterschiedliche Altersgruppen wie noch nie in Österreich gemeinsam arbeiten. Aufgrund unterschiedlicher Erwartungen, Kommunikationsstile und Arbeitsweisen birgt diese Diversität einige Herausforderungen mit sich, aber auch entscheidende Vorteile:
- Innovationskraft: Ältere Mitarbeitende können ihr Fachwissen und ihre Erfahrung an Jüngere weitergeben, während Jüngere moderne Technologien und Trends einbringen. Die Kombination aus bewährtem Wissen und neuen Ideen fördert Kreativität und Problemlösung.
- Unternehmenskultur: Altersdiversität schafft eine offene und respektvolle Arbeitsatmosphäre, die alle Mitarbeitenden motiviert und setzt ein Zeichen gegen Vorurteile.
- Fachkräftesicherung: aufgrund des demografischen Wandels wird die Bevölkerung immer älter. Mit der Anstellung und Einarbeitung älterer Menschen können Unternehmen den Folgen des Fachkräftemangels entgegenwirken.
Auch die Teilnehmer:innen sehen vor allem Chancen im generationsübergreifenden Arbeiten, besonders beim Abbau von Stereotypen und Vorurteilen, dem wertvollen Austausch von Wissen und Erfahrungen und dem Gewinn neuer Blickwinkel und Perspektiven.
Sie berichteten aber auch von offenen Fragen, die sie sich zu dem Thema stellen:
Wie kann ein reibungsloser Wissenstransfer stattfinden? Welche Kompetenzen können wo eingesetzt werden? Wie kann man generationenübergreifend kommunizieren und alle gleichermaßen einbeziehen?
Wie generationsübergreifendes Arbeiten funktionieren kann, zeigte die Julia Krenmayr, Gründerin und Geschäftsführerin der Vollpension Wien.
Die beiden Generationencafés der Vollpension Wien verbinden kulinarischen Genuss mit sozialem Engagement, indem sie Altersdiversität leben und fördern. Senior:innen arbeiten beispielsweise als „Backomas und –opas“ und teilen ihre Backkünste oder interagieren in den Cafés direkt mit den Gästen. Dieses innovative Konzept schafft nicht nur eine besondere Atmosphäre, sondern trägt auch zur Bekämpfung von Armut und Einsamkeit im Alter bei und stärkt den Dialog zwischen mehreren Generationen.
Mittlerweile umfasst das Angebot der Vollpension auch u.a. online/offline Backkurse, ein Buchtelmobil, Tortenproduktionen und Generationenmanagment durch Impactpartnerschaften. Auf das Brechen von Vorurteilen wird in der Vollpension großer Wert gelegt, denn nach mehr als zehn Jahren Erfahrung ist klar: Vorurteile wie „Die Einstellung von älteren Menschen ist … zu teuer,…zu kompliziert, etc.“ kann Julia widerlegen. In der Vollpension haben ältere Mitarbeitende gleich viele Krankstände wie ihre jüngeren Kolleg:innen, die Anstellung sei in Österreich unkompliziert und die Lernfähigkeit und Offenheit sei vom Alter unabhängig.
Backoma Doris teilte anschließend ihre persönliche Geschichte. Nach einem bewegten Leben und verschiedenen Arbeitsstellen rund um die Welt, wurde kurz vor dem Rentenalter klar, dass ein Nebeneinkommen her musste – nicht nur aus finanziellen, sondern auch sozialen Gründen. Die 74-jährige arbeitet seit fünfeinhalb Jahren als Backoma und hat durch verschiedene Auftritte in den Medien auch globale Bekanntheit als Brand Ambassador erlangt. Für sie ist es wichtig, dass ein Miteinander auf Augenhöhe besteht und dass das gemeinsame Arbeiten eine Win-Win-Situation für alle darstellt.
Bei heißen Buchteln, Kaffee und Kuchen tauschten sich die Anwesenden in Kleingruppen zu Erfahrungen mit Altersdiversität, den Chancen von generationenübergreifendem Arbeiten und nächsten Schritten aus, um das Thema im eigenen Unternehmen zu fördern. Hierbei entstanden vielfältige Ideen, z.B. die Gründung von Fokusgruppen oder Mentoring Programmen, die das Thema vorantreiben. Darüber hinaus seien etablierte Prozesse notwendig, die den Wissenstransfer aktiv begleiten und die Nachfolgeplanung gezielt angehen. Außerdem können ältere Menschen aktiver eingebunden werden, indem altersgerechte Arbeitsplätze geschaffen oder auch externe Beratungsstellen für ehemalige Mitarbeiter:innen etabliert werden.
Der Austausch hat gezeigt: Altersdiversität hat nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern betrifft uns alle. Kommunikation, Mut und Humor sind entscheidend, um das Thema nachhaltig und gewinnbringend für alle voranzutreiben.
Wir bedanken uns bei der Vollpension Wien für die Unterstützung der Veranstaltung und die köstliche Versorgung sowie bei den Teilnehmer:innen für den angeregten Austausch!
Weitere Informationen zu unserer Peer Learning Group Diversity, Equity & Inclusion erhalten Sie hier.
Bei Fragen wenden Sie sich gerne an Lynn Neubert