Nachbericht: The Gig is Up
Filmvorführung und DiskussionAuf Einladung des United Nations Information Service Vienna (UNIS) sowie dem Global Compact Network Austria kamen am 18. September zahlreiche Zuseher:innen in das Top Kino in Wien, um auf unterhaltsame und zugleich eindrückliche Weise von den Hintergründen der „Gig Economy“ zu erfahren.
“The boss is now in our pocket”
In den einzelnen Sequenzen der Spielfilm-Dokumentation kamen verschiedene Mitarbeiter:innen von Plattformunternehmen zu Wort, von Zusteller:innen und Bot:innen, über Produktbewerter:innen, bis hin zu Arbeitskräften welche KI-Systeme speisen.
Gründe für Menschen, in das Business einzusteigen sind mannigfaltig. Zum einen, die leichte Verfügbarkeit und Möglichkeiten Geld zu verdienen, Mangel an Alternativen, aufgrund von Stigmatisierungen durch Gefängnisaufenthalte oder äußeres Erscheinungsbild. Außerdem wird von den Firmen das Bild der modernen Arbeitswelt bedient, in welcher die Arbeitnehmer:innen immer und überall arbeiten können, wann sie dies wünschen.
“Not valuing people, but valuing them being available”
Die Arbeitnehmer:innen sind offiziell selbstständig, während sie effektiv stark gebunden an das jeweilige Unternehmen/Plattform bzw. das Medium Computer oder Smartphone sind. Dieses Arbeitsverhältnis hat starke Auswirkungen auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Gig Worker:innen: ihre Vergütung reicht nicht für einen adäquaten Lebensstandard, sie haben im Falle von Krankheit oder Arbeitslosigkeit keine soziale Absicherung und können ihr Recht auf Tarifverhandlungen und Vereinigungsfreiheit nicht wahrnehmen. Die unregelmäßigen Arbeitsstunden führen weiterhin zu starken Abhängigkeitsverhältnissen bis hin zur sozialen Isolation.
“Platform workers as modern slaves?”
In der an die Filmvorführung anschließende Podiumsdiskussion sprachen Christian Berger (Arbeiterkammer Wien), Martin Gruber-Risak (Außerordentlicher Professor, Institut für Arbeitsrecht & Sozialversicherungsrecht, Universität Wien), Lynn Neubert (Manager, Human Rights, Labour & Gender Equality, Global Compact Network Austria) sowie Adele Siegl (Vorsitzende des Betriebsrats, Mjam/Foodora GmbH) mit Martin Nesirky (Director, UNIS Vienna) als Moderator über die Möglichkeiten, welche Staaten dieser Gruppe von Arbeitnehmer:innen bieten können, welche Werte die Mitarbeiter:innen erhalten und welche die Unternehmen bedienen sowie den Beitrag welchen Künstliche Intelligenz in diesem System spielt.
Einig waren sich die Pannelist:innen, dass der Film äußerst beeindruckend darlegt, welche Vor- und Nachteile die Gig-Ökonomie den Arbeiternehmer:innen bieten und diese ein riesiges in sich verzweigtes und komplex zusammenhängendes Geschäftsfeld ist. Angesichts dessen liege es sowohl an den Unternehmen, als auch an rechtlichen Regulatoren die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern und Lösungen zu bieten, um ein gerechtes Arbeitsfeld zu schaffen. Dies sei nicht nur für Gig Worker:innen, sondern auch für andere Berufsfelder wie der Kultur- oder Pflegebereich notwendig, die häufig ebenfalls von diesen unfairen und unzureichenden Arbeitsbedingungen gezeichnet sind.
Bei Fragen zu unseren Angeboten im Bereich Wirtschaft und Menschenrechte wenden Sie sich gerne an Lynn Neubert.